Mein Hund ernährt sich vegan! Die Frage nach dem der idealen Ernährung wird nicht nur in Sachen Teller, sondern auch in Sachen Fressnapf diskutiert.
Hochkontrovers: Der Trend zum Veganismus. Aber was spricht bei Hunden dafür, was dagegen? Eine Pro- und Contra-Liste.
Pro
Massentierhaltung beziehungsweise intransparente Haltungsbedingungen und das generelle Austragen menschlicher Konsum-Bedürfnisse auf den Schultern von Tieren – aus ethischer Sicht kann ein veganer Lebenswandel natürlich nicht nur für Menschen, sondern auch für ihre Hunde geltend gemacht werden.
Mindestens 51% der weltweiten menschlich ausgelösten Treibhausgasemissionen sind auf den Konsum und die Verfütterung von Tierprodukten zurückzuführen.
Auch wenn der Hund vom Wolf abstammt und evolutionstechnisch zweifelslos einmal ein Raubtier und somit Fleischfresser gewesen ist, so ist doch die Frage berechtigt, was nach zwischen 15 000 und 100 000 Jahren Domestizierungsgeschichte heute noch davon übrig ist. Dem Haushund einerseits sein Wild sein durch Züchtung und Training zu entziehen, in Punkto Ernährung aber mit seinem Wild sein zu argumentieren und eine fleischlose Ernährung als „wider seine Natur“ zu betrachten ist paradox.
In einer von PETA in Auftrag gegebenen Studie, in der fünf Jahre lang dreihundert vegan und vegetarisch ernährte Hunde begleitet und untersucht wurden, zeigte sich, dass 82% der veganen Hunde am Ende der Studie bei guter bis sehr guter Gesundheit waren. Von den 12 lebenslangen Vegetariern der Studie waren 100% bei guter bis ausgezeichneter Gesundheit. Von jenen 26 Hunden, die 90% ihres Lebens vegan oder vegetarisch ernährt wurden – also bereits vor der Studie – waren 22 also 84,6% bei guter bis ausgezeichneter Gesundheit.
Der Hundekörper kann von wertvollen Vitaminen, Mineralien sowie pflanzlichen Eiweißen und Fetten veganer Nahrungsmittel profitieren, die bei einer Ernährung mit fleisch- und milchhaltiger Fertig- und Selbstkochkost nicht, selten oder nur in sehr geringem Maß in den Fressnapf kommen.
Auch fleischhaltige Hundenahrung kann Nährstoffdefizite aufweisen, ist also keineswegs ein Garant für eine ausgewogene Ernährung. Auch hier müssen Inhaltsstoffe kritisch hinterfragt sowie Zeit und Mühe investiert werden, um herauszufinden, welches Futter oder welcher Ernährungsplan die Bedürfnisse des Hundes tatsächlich abdeckt.
Einer der ältesten Hunde der Welt – der Border-Collie Bramble, der 27 Jahre alt wurde – wurde seit ihrem zweiten Lebensmonat vegan ernährt.
Contra
Es gibt bisher keine systematischen Langzeitstudien, die sich mit veganer Ernährung von Hunden und anderen Haustieren befassen. Ob Veganismus Langzeit- oder Folgeschäden mit sich bringen kann, ist noch nicht erforscht.
Hunde, die sich fleischlos ernähren, weisen oft einen hohen Alkalinitätswert im Urin auf und sind damit vermutlich anfälliger für Harnwegsinfektionen. Ein regelmäßiger Urintest beim Tierarzt ist ratsam.
Für eine gesunde vegane Ernährung sind eine gute Vorbereitung, seriöses Wissen und die Rücksprache mit einem Tierarzt obligatorisch – vegan Drauflosfüttern geht nicht. Das bedeutet Arbeit. Der vegane Futterplan eines Hundes muss in Hinblick auf Menge und Inhalt ausgeklügelt und raffiniert sein und kommt trotz Abwechslung und Einfallsreichtum eher nicht ohne Ergänzung von Taurin, L-Carnitin, Eisen, Vitamin B12 und Vitamin D aus.
Eine vegane Ernährung von tragenden und säugenden Hündinnen oder Welpen, deren Nährstoffbedarf speziell und erhöht ist, kann ein Risiko darstellen.
Je älter ein Hund, desto schwerer ist eine Ernährungsumstellung für seinen Körper – das belegt auch die PETA-Studie (s.o.). Die wichtigste Prägephase seine Verdauungstraktes, die damit maßgeblich für spätere Nahrungsmitteltoleranz- und Akzeptanz ist, durchläuft ein Hund bereits in den ersten 12 Lebenswochen.