Stiftung Warentest hat erneut Hundefutter getestet – unter der Lupe waren Dosen und Schalen sowie tiefgekühlte BARF-Menüs. Das Ergebnis ist ähnlich enttäuschend wie bei den Tests der letzten Jahre: Billigfleisch aus der Massentierhaltung, garniert mit synthetisch hergestellten Vitaminen und Mineralstoffen führt das Ranking an. Hochwertige Qualität, offene Deklaration und das Wohl der Nutztiere finden bei den den Testern keine Beachtung.

Das Team von Stiftung Warentest hat 31 Alleinfuttermittel unter die Lupe genommen: 26 gängige Nassfutter-Sorten und fünf BARF-Menüs. Neun Marken sind in dem Test durchgefallen, darunter sämtliche Frischfleisch-Gerichte. Sechs Nassfutter – allesamt von Discountern – bekamen die Note „sehr gut“. „Ab 59 Cent am Tag rundum versorgt“, so das Urteil der Redaktion. Die preisbewussten Hundehalter werden sich sicherlich bestätigt fühlen. Schade nur, dass die Herkunft der Fleischerzeugnisse und die Lebensqualität der Nutztiere bei dem Test keine Rolle spielten. Statt dessen prämierte die Verbraucherorganisation Billigfleisch, geschlossene Deklarationen und künstliche Zusätze.

Stiftung Warentest Hundefutter Test 2019: Ab 59 Cent am Tag rundum versorgt?
© Stiftung Warentest

Hundefutter: Wie wurde getestet?

Nach Angaben von Stiftung Warentest wurden alle 31 Alleinfuttermittel anonymisiert geprüft. Das wichtigste – und mit 60 % Stimmgewicht auch das entscheidende – Kriterium war die ernährungsphysiologische Qualität. Im Labor bestimmten die Tester den Nährstoffgehalt der Futter, unter anderem Eiweiß, Aminosäuren, Fett, Vitamine und Mineralstoffe.

Mit 15% das zweitwichtigste Kriterium waren Fütterungshinweise:

• Angaben zu benötigten Futtermengen,
• Hinweise zur Bereitstellung von Wasser,
• Unterschiede je nach Rasse, Aktivität und Alter der Hunde.

Mit 10% schlugen Werbeaussagen und die Deklaration zu Buche. Dabei haben die Prüfer die Packungsangaben nach ihrer Vollständigkeit und Korrektheit beurteilt. Auch die Abbildungen, Werbeversprechungen sowie Übersichtlichkeit und Lesbarkeit spielten eine Rolle. Die Anwesenheit von Schwermetallen, die Verpackung und die Keimbelastung bildeten zu je 5 % ein Leichtgewicht unter den Kriterien.

Das waren die drei Sieger:

Edeka „Gut & Günstig“: Saftige Brocken mit Rind in feiner Sauce (Nachgewiesene Tierarten: Huhn, Pute, Rind, Schwein) Preis: 0,59 Euro, Note: sehr gut (1,2)
Urteil: „Liefert einen ausgewogenen Nährstoffmix und empfiehlt stimmige Futtermengen für Hunde ab 15 Kilo. Sehr günstige Tagesration.“

Lidl „Orlando“: Schlemmerkern Pastete mit Rind Kartoffeln & Kräutern (Nachgewiesene Tierarten: Huhn, Pute, Rind, Schwein), Preis: 1,49 Euro, Note: sehr gut (1,2)
Urteil: „Dieses Futter versorgt Hunde ausgewogen mit allen notwendigen Nährstoffen und gibt für die verschiedenen Gewichtsklassen stimmige Fütterungsempfehlungen.“

Aldi Süd: Romeo Select feine Pastete mit Rind & Landgemüse (Nachgewiesene Tierarten: Huhn, Rind, Schwein), Preis: 1,36 Euro, Note: sehr gut (1,4)
Urteil: „Bietet eine optimale Nährstoffversorgung von Hunden. Auch die empfohlenen Futtermengen sind größtenteils stimmig.“

Aufmachung: irreführend, aber legal

Sechs Nassfutter-Sorten – je eine von Aldi Süd, Edeka, Lidl und Penny sowie zwei von Netto Marken Discount – haben den Test mit Bravour bestanden. Vier davon bringen das Prädikat „mit Rind“ in den Vordergrund, eins verspricht „mit Truthahn und Lamm“ und auf einem weiteren lesen die Hundehalter „mit Pute“. Ein Blick auf die Rückseite ist sehr ernüchternd: Von der vorne großmäulig angepriesenen Fleischsorte gibt es hinten nur vier Prozent und das ausnahmslos bei allen Gewinnern.

Diese mickrige Menge Fleisch taucht in Klammern neben dem nebulösen Sammelbegriff „Fleisch und tierische Erzeugnisse“ auf. Die unscheinbare Ziffer ist übrigens nicht zufällig. Die sogenannte Vier-Prozent-Klausel ermöglicht den Herstellern auf legalem Wege eine Fleischsorte im Menü-Namen zu nennen, wenn diese zu minimal vier Prozent im Futter enthalten ist. Der restliche Fleischanteil darf aus beliebigen Fleischsorten und Körperteilen bestehen. Mehr noch: Wer in seinem Hundefutter 4 % Rind, 4 % Huhn und 4% Lamm verarbeitet hat, kann aus dem gleichen Doseninhalt drei verschiedene Sorten herstellen: „mit Rind“, „mit Huhn“ und „mit Lamm“.

Wenig Aufwand, große Wirkung. Unerfahrene Käufer werden geschickt hinters Licht geführt – mit Zustimmung des Gesetzgebers. Dass die von der Stiftung Warentest geprüften Futtersorten aus drei oder vier Fleischsorten bestehen, erfahren die Kunden lediglich durch eben solchen Futtertest. Auch wenn die geschlossene Deklaration legal ist – Transparenz sieht anders aus.

Deklaration: Das blinde Auge der Prüfer?

Neben den verschleierten Fleischbestandteilen „verraten“ die Deklarationen der Gewinner je nach Sorte Zutaten wie: Getreide, Zucker, pflanzliche Nebenerzeugnisse, Gemüse. Nicht gerade offenherzig oder? Alle sechs Sieger wurden in der Kategorie „Werbeaussagen und Deklaration“ aber mit „gut“ bewertet. In der gleichen Kategorie bekam eins der Schlusslichter unter den Nassfuttern – Bio-Huhn mit Hirse von Herrmann’s Manufaktur – die Note „ausreichend“ und das mit folgender Deklaration: 50 % Huhn* (80 % Brustfleisch, 5 % Herzen, 5 % Hälse, 5 % Karkasse, 5 % Leber), Kürbis*, Zucchini*, 8 % Hirse*, Leinöl* /*aus kontolliert biologischem Anbau/.

Die Begründung der Prüfer für Herrmann’s schlechtes Abschneiden lautete: „Etikett schwer lesbar, teils unzutreffende Werbeaussagen wie „hausgemacht“. Dass bei den Gewinnern weder alle Fleischsorten noch einzelne Tierkörperteile – hochwertiges Muskelfleisch oder minderwertige Nebenerzeugnisse – erwähnt sind, ist den Prüfern bei der Kategorie „Werbeaussagen und Deklaration“ offenbar entgangen.

Das Problem mit Alleinfutter

Geht man streng nach den Richtlinien des Futtermittelrechts, so ist „Alleinfutter“ eine solche Futterart, welche das Tier mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt. Alle sechs Sieger greifen zu synthetischen Vitaminen und Mineralstoffen, die zwar immer und konstant perfekte Werte garantieren, mit Natürlichkeit allerdings nichts zu tun haben. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, könnte jedes der Gewinnerprodukte für sich täglich und dauerhaft gefüttert werden, weil es nach dem Urteil der Stiftung Warentest „einen ausgewogenen Nährstoffmix“ liefert oder „den Hund ausgewogen mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt“.

In der Theorie und in der wertefixierten Welt der Prüfer mag das ja stimmen. Allerdings ist für das ernährungsbedingte Wohl der Hunde eben Vielfalt von Nöten und keine perfekte Mixtur aus synthetischen Vitaminen und Mineralien. Da in der Natur die Menge der Nährstoffe ständig, wenn auch nur leicht, variiert und es auf der Welt kein Natur-Lebensmittel gibt, das dem Körper zugleich ALLE nötigen Vitamine und Mineralstoffe liefert, sind naturbelassene Alleinfuttermittel utopisch. Ein Mix aus verschiedenen Nahrungsquellen ist unabdingbar.

Die vermeintlich perfekte Welt des Billigfutters

Auch der niedrige Preis, der von Prüfern der Stiftung Warentest hoch gelobt wurde, ist befremdlich und realitätsfremd. Minderwertige Zutaten, wie Haare, Horn, Borsten oder Federn wurden zwar in keinem der getesteten Futtersorten nachgewiesen. Die Deklarationen der prämierten Produkte lassen aber trotzdem viel zu wünschen übrig. Würden die Hersteller zu der nichtssagenden Bezeichnung „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ greifen, wenn sie hochwertiges Muskelfleisch verarbeiten würden? Wohl nicht.

„Vor allem für kleinere Hunde eignen sich die Futter von Lidl, Aldi Süd, Netto Marken-Discount und Penny. Die Tagesration kostet 1,36 bis 1,58 Euro“, schreibt die Redaktion. „Für große Tiere bieten sich die großen, günstigen Dosen von Edeka und Netto Marken-Discount (je 59 Cent) an.“ Wieso um Himmels Willen kommt die Herkunft der fleischigen Zutaten an keiner Stelle zur Sprache? Billigfleisch ist nur deswegen so billig, weil die Nutztiere aus grausamen Haltungsbedingungen stammen, die auf maximalen Profit bauen. Die Tierliebe darf nicht beim eigenen Hund enden.

BARF-Fiasko überrascht

Alle fünf geprüften Tiefkühl-Alleinfutter – darunter auch Tackenberg, der Platzhirsch der Branche und BARF-Anbieter mit 45 Jahren Erfahrung – verlieren in dem Test kläglich. „Fertige Barf-Menüs kommen nicht an die Ausgewogenheit vieler Dosenfutter heran“, konstatiert Stiftung Warentest.

Ein Menü liefert zu wenig Kalium, Vitamin A und D, in einem anderen fehlt Selen, Kalzium und Phosphor. Bei einem weiteren kommen Linolsäure sowie Vitamin B1, D und E zu kurz. Wer sich mit BARF (biologisches, artgerechtes Rohfutter) beschäftigt, weiß allerdings, dass es sich dabei nicht um ein alleiniges Futtermittel, sondern um einen komplexen Mix verschiedener Elemente handelt. Neben Muskelfleisch und Innereien gehören auch Knorpel und Knochen sowie Obst, Gemüse, Öle und Kräuter dazu. Eine ausgewogene Ernährung nach der BARF-Methode ist – ähnlich wie beim menschlichen Speiseplan – nur durch Abwechslung und täglich variierende Zusätze möglich.

„Auch wenn wir COMPLETE-Produkte im Sortiment haben, empfehlen wir keine einseitige Ernährung“
(Dorian Hubertus, tackenberg)

„Auch wenn wir COMPLETE-Produkte im Sortiment haben, empfehlen wir keine einseitige Ernährung“, sagt der Geschäftsführer Dorian Hubertus Tackenberg. „Deswegen führen wir auch so viele unterschiedliche Produkte. Auch ein Wolf läuft nicht durch die Karpaten und ernährt täglich von der gleichen Beute, die ihn mit allen nötigen Nährstoffen versorgt.“ Bei dem getesteten Menü habe Tackenberg die Stiftung Warentest rechtzeitig darüber informiert, dass es bereits aus dem Sortiment genommen wurde.

„Leider hat das die Tester nicht interessiert. Wir arbeiten nämlich an der Rezeptur und werden sie entweder ergänzen oder das Prädikat „Alleinfutter“ entfernen“, so der Tackenberg-Chef.

Keimbelastung ganz natürlich

Neben den fehlenden Nährstoffen haben die Prüfer die Keimbelastung der BARF-Menüs moniert. Bei vier der fünf Proben wurden Enterobakterien festgestellt. Von Natur aus ist Fleisch allerdings ein idealer Nährboden für Mikroorganismen, die während der Verarbeitung auf unterschiedlichsten Wegen dorthin gelangen können. EU-weit existieren keine festgelegten Richt- und Grenzwerte für die Beurteilung von Frischfleisch, weil es normalerweise nicht roh, sondern durcherhitzt verzehrt wird.

„Dosenfutter mit BARF-Fleisch zu vergleichen macht keinen Sinn“, betont Dorian Hubertus Tackenberg. „Entweder testet man Alleinfuttermittel oder die Mikrobiologie“. Fleisch enthalte von Natur aus Keime, die durch Kochen getötet werden. Und Dosen würden ja gekocht.

„In Haushalten, in denen Immunschwache, Senioren, Schwangere oder Kleinkinder leben, sollten Tiere besser kein rohes Fleisch bekommen“, warnt Stiftung Warentest. „Es kann krankmachende Keime enthalten, die auf Menschen übertragbar sind.“ Unter diesem Gesichtspunkt dürften Immunschwache, Senioren, Schwangere und Kleinkinder mit Hunden gar nicht in Berührung kommen. Diese sind nämlich regelrechte Keimschleuder. Stiftung Warentest tritt auf der Stelle.

Der Nassfuttertest, den Stiftung Warentest vor vier Jahren veröffentlicht hat, ergab erstaunlich ähnliches Bild wie die diesjährlige Untersuchung: Alle hochwertigen Futtermarken haben damals die hinteren Ränge belegt. Billige Futtersorten mit wenig Fleisch und einer Mischung aus unterschiedlichen Proteinquellen ergatterten dagegen die ersten Plätze. Der Schwerpunkt der Tester lag – damals wie jetzt – auf den Nährstoffen wie Vitamine und Mineralstoffe, nicht aber in welcher Form sie dem Futter zugesetzt werden.

Auch die Qualität der Inhaltsstoffe fand – 2015 und jetzt – keine Beachtung. Außer, dass die Tester diesmal auch BARF-Menüs unter die Lupe nahmen, hat sich an der Methodik nichts geändert. Es zählen die perfekten Laborwerte, nicht aber die Herkunft der Zutaten oder der transparente Umgang damit.

Fazit

In der Ära der Naturausbeutung und der durch die Massentierhaltung verursachten Umweltschäden wäre es ratsam, andere Kriterien zu berücksichtigen, als nur die dem Billigfleisch künstlich zugesetzten Nährstoffe. Natur ist eben nicht perfekt und eine ausgewogene Hundeernährung besteht keinesfalls als immer derselben Dose oder Schale. Abwechslung heißt das Zauberwort.

Der Ansatz der Stiftung Warentest wirkt realitätsfremd und altbacken und die Testergebnisse spielen der ausbeuterischen Fleischindustrie höhnisch in die Hände. Auch eine Fertigkühlpizza, mit Billigschinken belegt und künstlichen Vitaminen versetzt, kann exzellente Nährstoffwerte ergeben, gesund – und fair für die Umwelt – ist sie dadurch noch lange nicht.

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