Einen Hund aus dem Tierheim aufzunehmen, ist ein bisschen wie der Griff in die Lostrommel: Man weiß vorher nicht, ob es ein Gewinn wird. Mit der richtigen Vorbereitung können Halter aber einiges tun, um einen Reinfall zu verhindern.
Bonn – In Tierheimen gibt es sie meist im Übermaß: Hunde aller Rassen, Größen und Altersstufen. Wer sich dort für ein Tier entscheidet, muss gut vorbereitet sein. Denn nicht immer laufen die Dinge wie gedacht. Und wie findet man überhaupt einen Hund, der zu einem passt?
Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund rät, sich schon vor dem ersten Besuch Gedanken darüber zu machen, welcher Typ Hund zu den eigenen Lebensumständen passt. Ist man viel zu Hause oder ständig unterwegs? Wie viel Platz hat man, wo lebt man? Soll der Hund ruhig und gelassen sein oder eher frech? Kommt er mit anderen Haustieren zurecht? „Alle diese Faktoren sind wichtig, damit Hund und Halter gut miteinander zurechtkommen.“
Entscheidend fürs harmonische Zusammenleben ist natürlich auch, dass der Hund erzogen ist: Ist man noch unerfahren, ist es laut Schmitz günstig, wenn der Hund bereits die Grundbefehle wie „Sitz“ und „Platz“ kennt. Hat man schon Erfahrung mit Hunden, dann kann man sich auch an ein Tier herantrauen, das eher als Problemhund gilt. Da die Mitarbeiter des Tierheims die Tiere und deren Vorgeschichte schon länger kennen, lohnen sich Nachfragen.
Hunde aus dem Tierheim gegen Schutzgebühr
Für einen Hund aus dem Tierheim fallen rund 200 Euro Schutzgebühr an – dafür ist der Hund tierärztlich untersucht und geimpft. Rüden werden in der Regel im Tierheim kastriert. Hat man sich für einen Hund entschieden, dann steht der Umzug aus dem Tierheim nach Hause an. Um diesen möglichst sanft zu gestalten, sollten sich Halter und Tier schon kennen, empfiehlt Xenia Katzurke, Tierärztin und Verhaltenstherapeutin im Tierheim Berlin. Dafür ist es insbesondere bei nervösen Tieren günstig, wenn der zukünftige Halter das Tier vor dem Einzug einige Male besucht und mit ihm spazieren geht.
Im Tierheim Berlin werden sogenannte Probegassiverträge abgeschlossen. Der Halter darf den Hund für einige Tage probeweise mit nach Hause nehmen, um zu schauen, wie er sich dort verhält und ob er alleine bleiben kann. Kommt er mit allen Familienmitgliedern und möglicherweise auch mit Haustieren zurecht? Den Tag des Einzugs sollte man möglichst ruhig gestalten. „Wichtig ist aber schon, dass die gesamte Familie dabei ist“, sagt Katzurke. Der Hund erkennt diese Menschen als sein zukünftiges Rudel an.
Dabei sollte man nach Möglichkeit nicht zu viel Wirbel um den Hund machen, sondern seinem normalen Alltag nachgehen, damit der Hund sich schnell eingewöhnen kann und seinen Platz in der Familie findet. Etwas Futter bekommt der Hund in der Regel aus dem Tierheim mit. Halter können dann entscheiden, ob sie langsam auf anderes Futter umstellen oder das gewohnte Futter weiterfüttern wollen. Eine Leine sollte man schon besorgt haben. Außerdem braucht er von Anfang an einen Schlafplatz, an den er sich zurückziehen kann, rät Ariane Ullrich vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater.
Darüber hinaus sollten Halter wissen, zu welchem Tierarzt sie mit dem Hund gehen möchten. Vielleicht haben sie sich auch schon die Nummer einer Hundeschule herausgesucht.
Hunde aus dem Tierheim mit Vorgeschichte
Nicht immer ist die Vorgeschichte eines Hundes aus dem Tierheim bekannt. Die Mitarbeiter können zwar den Charakter des Tieres einschätzen, wissen aber nicht immer, wie er in unvorhergesehenen Situationen oder unter Stress reagiert. Wenn der Hund plötzlich aggressiv wird, müssen Halter schnell reagieren. „In keinem Fall sollte man den Hund körperlich bedrängen oder selbst aggressiv werden“, sagt Ullrich. Besser sei es, dem Tier Raum zu geben und zu versuchen, die Situation zu entspannen.
Danach rät Ullrich, einen Hundetrainer aufzusuchen, um mit dem Hund gezielt zu arbeiten. Auch die Mitarbeiter des Tierheims sind in solchen Fällen Ansprechpartner und helfen bei Problemen weiter, sagt Katzurke: „In der Regel bekommen wir so etwas gemeinsam in den Griff. Dass Menschen einen Hund aus solchen Fällen wieder abgeben müssen, ist zum Glück extrem selten.“