Ein Hund allein zu Haus muss nicht gleich Kevins filmischem Einfallsreichtum gleichen, doch sehr viele Hundehalter kennen das Problem allzu gut: Der Hund bellt oder jault, wenn er alleine ist. Manch einer zerstört die Einrichtung oder pinkelt in der Wohnung. Doch egal ob die Ursache die Trennungsangst beim Hund ist oder eher Langeweile – die Folgen sind oft ärgerlich bis dramatisch: gestresster Hund, erboste Nachbarn, demoliertes Mobiliar. Ein neues Hunde-Gadget soll jetzt Abhilfe schaffen: Furbo, die Hundekamera mit Leckerli-Ausgabe.
Shila und Fasa, meine beiden süßen Monster, sind Hunde, die alleine bleiben können. Das kann ich mit gutem Gewissen behaupten. Eine Hundekamera bräuchte ich weniger, um sie zu beruhigen, weil sie etwa unter Trennungsangst leiden, und auch nicht um sie zu beschäftigen, weil sie aus Langeweile das Inventar vernichten.
Eine Hunde-Überwachungskamera ist in meinem Fall die perfekte Erfindung, um Shilas Kreativität und Gerissenheit festzuhalten, die sie entwickelt, um ans Futter zu kommen. In ihrem Körbchen habe ich schon ganze Berge von Töpfen, Pfannen und anderen Küchenutensilien vorgefunden, als ich nach einer kurzen Abwesenheit wieder nach Hause kam. Eine Hunde-Kamera für Zuhause würde mir helfen, meinen Hund besser kennen zu lernen. Die neue Furbo Hundekamera verspricht so einiges an neuen Funktionen – perfekt für besorgte oder auch nur neugierige Hundehalter.
Furbo im Test: Wenn der Postbote zweimal klingelt
Den Test der neuen Tierkamera durfte ich erstaunlich früh starten: Die Post hat mich an einem Samstag kurz vor acht aus dem Bett geklingelt. Die Gelben Engel – die vom Versand, nicht vom Autoclub – gehören wohl zu den Extrem-Frühaufstehern. Irgendein Hobby muss man ja haben. Und da ich schon mal wach war – und die vierbeinige Meute ebenfalls aufgescheucht – habe ich das neue Hunde-Gadget auch gleich inspiziert.
Die Furbo kam ähnlich wie die russischen Matrjoschkas eingepackt: Ein Karton im Karton im Karton. Sicher ist sicher. Die letzte Verpackungsschicht hat eine elegante Schiebeschachtel ans Tageslicht befördert: Stünde auf der dickwandigen Box nicht „Furbo Dog Camera“ in großen, gelb-grauen Buchstaben, könnte der Inhalt auch ein edles Küchengerät sein.
Die Kamera erinnert mich stark an eine weiße Glanz-Vorratsdose, nicht zuletzt wegen des Bambus-Deckels. Das schlichte Design ist sicherlich nicht zufällig: Ein weißes Gefäß fügt sich leicht in jeden Raum ein und strahlt keine „Big-Brother-is-watching-you“-Vibrations aus, wie das im Falle einer technisch anmutenden Überwachungskamera mit einem kleinen Stativ und einer penetranten Linse der Fall wäre. Neben der „Vase“ finde ich in der Schachtel einen zwei Meter langen USB-Kabel, zwei Stecker-Adapter – für zwei unterschiedliche Steckdosen-Typen – und eine kurze Bedienungsanleitung.
Die Einrichtung der Haustierkamera
Als Erstes muss man die Kamera mit Strom versorgen – dazu wähle ich den passenden Stecker, verbinde ihn mit dem USB-Kabel, schließe an der Rückseite der Hundekamera an und gönne ihr eine Portion 230 Volt Strom aus der Steckdose. Der Energieschub bringt das Gerät zum Leuchten. Anschließend lade ich auf meinem Android-Smartphone die kostenlose Furbo-App herunter und schalte das Bluetooth ein, damit die beiden Geräte miteinander kommunizieren können. Als nächsten Schritt wähle ich das richtige WLAN-Netzwerk und gebe das dazugehörige Passwort ein.
Jetzt ist etwas Geduld gefragt: Die Einrichtung nimmt circa zwei bis drei Minuten in Anspruch und benötigt eine stabile WLAN-Verbindung. Die Furbo-Kamera verfügt über eine Leuchtdiode, die in verschiedenen Farben strahlen kann: Ist sie betriebsbereit, leuchtet sie grün. Bevor die App gestartet wird, ist das Licht weiß.
Hinweis: Da die Tierkamera bei der Einrichtung recht laute, besonders für Hunde unangenehme Piep-Geräusche macht, ist es ratsam, die Integration in einiger Entfernung von den Tieren zu machen.
Hundekamera-App auf dem Prüfstand
Ist die Einrichtung abgeschlossen, lässt sich die App vollkommen intuitiv bedienen. Ich muss eine E-Mail-Adresse eingeben und mir ein Passwort überlegen. Unter dem Menüpunkt „Über uns“ kann ich die aktuelle Version der App herausfinden und nach Updates suchen. Unter Kontakt kann ich eine direkte Nachricht an Furbo schreiben – was ich testweise auch gleich mache. Sobald ich auf „senden“ geklickt habe, bekomme ich eine Rückmeldung: „Vielen Dank, dass Sie mit uns in Kontakt getreten sind! Ihr Anliegen ist uns wichtig. Bitte geben Sie uns etwas Zeit um Ihre Nachricht durchzulesen. Wir sind Ihnen gerne behilflich, sobald wir Ihre Nachricht gelesen haben. Deine Freunde bei Furbo.“ Den Text könnte man noch etwas optimieren – entweder siezt man mich oder duzt. Beides geht nicht, wie ich finde. Aber schön zu wissen, dass ich bei Furbo Freunde habe.
Blättere ich wieder zurück, werden hier meine „Tickets“ – also die Historie meiner Kontaktaufnahmen – säuberlich aufgelistet angezeigt. Rechts oben im Display habe ich auch noch die Möglichkeit, zu den meist gestellten Fragen zu gelangen. Diese sind auf Englisch formuliert und liefern Informationen über die geeigneten Leckerli, Garantiebedingungen oder Lieferzeiten. Hier erfahre ich auch, dass Furbo genauso gut als Katzenkamera fungieren kann und dass auf der Unterseite des Gerätes drei Klebestreifen angebracht sind, die die Kamera auf dem Boden fixieren und so das Umkippen verhindern. Das muss besonders praktisch bei Hunden sein, die den Behälter mit Leckerlis gewaltsam öffnen möchten. Die Antworten sind teilweise als YouTube-Filmchen hinterlegt.
Auf der Startseite angelangt, kann ich noch ein Profil meines Hundes anlegen und dort die Angaben zu Name, Geburtsdatum, Rasse, Geschlecht und Gewicht machen. Auch ein Foto lässt sich in dem Hundeprofil platzieren: Ich kann entweder direkt ein Bild schießen oder ein vorhandenes aus dem Handy-Speicher hochladen. Das Foto muss das Hundegesicht mittig zeigen, ich kann es nämlich nicht skalieren, sondern lediglich nach links oder rechts schieben. In der App-Version 3.0.3. (3715) lässt sich nur ein einziges Hundeprofil erstellen. Dieses kann man auch mit einem Klick wieder entfernen.
Und Aktion! Die Hundekamera läuft
Am meisten interessiert mich natürlich die Leckerli-Ausgabe – laut Furbo eine gute Beschäftigung für Hunde, wenn sie alleine sind. Ich befülle den Behälter mit Hundekeksen, stelle die Kamera auf dem Boden und richte das Auge der Linse auf die Shila, die auf ihrem Schaffell chillt. Auf dem Handy-Display sind vier Symbole sichtbar:
• ein Foto: Damit kann man ein Bild des Sichtbereiches machen,
• eine Kamera: Auf Knopfdruck nimmt die App das Geschehen vor der Linse 60 Sekunden lang auf,
• ein Leckerli: Wird der Button betätigt, spuckt die Kamera eins der Futterbrocken aus,
• ein Mikrophon: Darüber kann ich den Hund in Echtzeit ansprechen.
Sobald ich das Kugel-Zeichen – das steht für ein rundes Leckerli – antippe, ertönt ein Signal und die Kamera befördert eine Leckerei durch die Luft. Die Shila hat sich gerade zwei Mal gewundert und etwas irritiert auf den Leckerli-Regen reagiert. Ab dem dritten Signal wartet sie schon auf den Wurf. Das Ziel, über das akustische Signal beim Hund positive Assoziationen zu wecken, ist somit schnell erfüllt.
Tipp: Man soll unbedingt darauf achten, keine Leckerlis auswerfen zu lassen, wenn der Hund gerade bellt oder jault. Das verstärkt nur seine negativen Verhaltensweisen.
Bell-Alarm: Pushnachricht aufs Handy
Da meine Hunde nicht auf Kommando bellen können, musste ich den Bell-Alarm ausprobieren, indem ich selbst gebellt habe. Offenbar kann ich die Hundesprache recht gut nachahmen, denn in der Tat bekam ich eine kurze Zeit später die Nachricht: „Ihr Hund bellt, möchten Sie schauen, wie….“. Den Rest der Nachricht konnte ich leider nicht lesen. Sobald ich die Nachricht antippte, öffnete sich die App und ich konnte meine Hündin beobachten, aber nicht mehr den Inhalt der Nachricht sehen. Das einzige Manko war hier, dass die Nachricht mit einigen Minuten Verspätung ankam – also nicht direkt dann, als die Kamera das Bellen registrierte.
Mein Fazit zur Haustierkamera Furbo
Die Überwachungskamera für Hunde (und Katzen) ist ein nettes Gadget für alle Technik-Freunde und sicherlich eine unterstützende Maßnahme, damit der Hund das Allein Sein lernen kann. Mit der Kamera selbst kann man die Trennungsangst beim Hund nicht einfach abstellen – dafür ist ein dezidiertes Training von Nöten. Mit Furbo kann man aber den Hund gut ablenken und beschäftigen, wenn er allein ist und seine überschüssige Energie, Frust oder Langeweile gegen das Mobiliar richtet. Es ist auch praktisch, um sicher zu gehen, dass der Hund nicht bellt oder jault und wenn doch, bietet Furbo eine praktische – und ganz klar auch spaßige – Methode, wie man dem Hund das Bellen abgewöhnen kann.
Die Kamera liefert auch den ultimativen Beweis, ob Frauchens oder Herrchens Sorgen auch berechtigt sind: Fühlt sich der Hund tatsächlich einsam und unwohl so allein zu Haus oder schläft er seelenruhig und entspannt? Dank der Überwachung wird man endlich Zeuge des geheimen Hundelebens, das jedem Hundehalter in seiner Abwesenheit einfach verwehrt bleibt.
Und, last, but not least: Mit der Aufnahme-Funktion von 60 Sekunden hat der passionierte Filmemacher eine gute Chance, das Schauspieltalent des eigenen Hundes zu erkennen und ihn mal auch zum YouTube-Star werden zu lassen. Entscheidend bei der Leckerli-Ausgabe bleibt allerdings die Form der Kekse. Meine selbstgebackenen, nicht ganz runden Snacks, haben sich des Öfteren dem Greifer entzogen und die Öffnung der Leckerli-Ausgabe verfehlt.
Und noch etwas für sensible Hunde: Da die Kamera eine ganze Reihe unbekannter Geräusche macht, ist es sinnvoll, das Tier an das Gerät zu gewöhnen. Meine Shila, der unempfindliche Rammbock, hat die Kamera geflissentlich ignoriert oder höchstens mit Spannung beobachtet, wenn das charakteristische Rauschen und Brummen vor der Leckerli-Ausgabe ertönte. Fasa, vorsichtig und sensibel, hat das Weite gesucht und ihre Ruhe in einem anderen Raum genossen. Eins ist sicher: Spaß macht Furbo allemal.