Tierhandel im Internet – Exotische Haustiere werden laut Landestierschutzverband immer beliebter. Dabei könnten sie privat nur selten artgerecht gehalten werden. Zudem beklagt der Verband, dass Haustiere oft unüberlegt angeschafft würden.

Der Landestierschutzverband Sachsen hat den Handel vor allem exotischer Tiere im Internet und auf Tierbörsen kritisiert. „Die artgerechte Haltung solcher Tiere in Privathand ist fast nie möglich“, sagt die Vorsitzende Antje Schmidt in Chemnitz. Es sei leider sehr einfach, auch gefährliche Arten wie Riesenschlangen oder giftige Tiere über das Internet zu kaufen und zu verkaufen.

Der Landestierschutzverband beobachte mit Sorge, dass die Tier-Verkäufe im Internet stiegen. Die Zahl der Tiere in Heimen gehe hingegen immer mehr zurück. Deshalb kommt Schmidt zu dem Schluss: „Wird ein Tier nicht mehr gebraucht, dann wird es jetzt offensichtlich über das Internet einfach weiter verscherbelt.“

Viele Menschen schafften sich unüberlegt Tiere an und gäben sie dann ohne Mitgefühl weiter, sagt Schmidt. Oder sie ließen sie einfachen verwahrlosen. Jedes Tierheim könne dafür Beispiele nennen. Dabei geht es nicht nur um Exoten.

Tierhandel im Internet – Nicht nur Exoten

Allein in den ersten Wochen dieses Jahres sei etwa in Chemnitz ein Hund lange allein in der Wohnung gelassen und nur alle paar Tage gefüttert worden. „Das Tier kam sehr abgemagert ins Tierheim“, erzählt Schmidt. „Ein anderer junger Hund wurde dehydriert und geschwächt auf der Straße gefunden.“ Eine Yorkshire Terrier-Hündin sei bei Temperaturen im Frostbereich in einem Park ausgesetzt worden und werde jetzt mühsam wieder aufgepäppelt. Immer wieder würden abgemagerte und kranke Katzen gefunden, im Sommer dazu auch Wasserschildkröten.

„Viele Menschen interessieren sich nicht für die Belange ihrer Mitlebewesen“, klagt Schmidt. Aktuell kämen immer mehr Reptilien oder andere exotische Tiere in die Tierheime, die darauf eigentlich gar nicht vorbereitet seien.

Am häufigsten werde „mangelnder Sozialkontakt“ angezeigt wie etwa der Wohnungshund, der ständig allein sei und zum Gassigehen nicht raus dürfe, heißt es bei der Veterinärbehörde des Landkreises Zwickau. Bei Verstößen gehe es zudem oft um fehlende oder mangelhafte tierärztliche Versorgung, mangelhafte Ernährung und Pflege, Abmagerung, verfilztes Fell, Ektoparasiten sowie mit Kot und Urin verunreinigte Aufenthaltsbereiche der Tiere. Manche Halter seien auch aus Altersgründen oder wegen einer psychischen Erkrankung überfordert. „Dabei erkennen sie ihre Überforderung in der Regel nicht von selbst.“

Tierhandel im Internet – mehr Aggressionen

Die Behörden des Landkreises Leipzig erleben bei ihren Kontrollen zunehmend Aggressionen. „Die Reaktionen reichen von Kontrollverweigerung – Türen werden nicht aufgemacht – über Beschimpfungen bis zu angedrohten Handgreiflichkeiten.“ Wird ein Tier einem Besitzer weggenommen, der sich nicht genügend um es kümmert, kämen die Mitarbeiter immer zu zweit – unter Polizeischutz.

In den vergangenen Jahren hatte die Polizei in Zwickau mit rund 50 Tierfällen zu tun, sagte Sprecher Oliver Wurdak. Das entspreche etwa 0,15 Prozent von allen Straftaten und berühre die gesamte Breite tierschutzrechtlicher Verstöße vom ungenügenden Füttern über das Aussetzen bis hin zum Zufügen von Verletzungen oder gar dem Töten.

Mehr Tierschutzrechtliche Verstöße

Der jüngste bekannt gewordenen Fall ereignete sich im Dezember. Unbekannte hatten in einem Park in Lichtenstein (Kreis Zwickau) mehrere Stücke Wiener Würstchen im Laub ausgelegt, die mit Stecknadeln gespickt waren. Ein Hund habe beim Gassigehen davon gefressen und musste operiert werden. „Er hat ohne bleibende Schäden überlebt“, sagt Wurdak.

Schon Anfang September waren in der Nacht Unbekannte in Weischlitz (Vogtlandkreis) in eine Pferdekoppel eingedrungen und hatten ein Pferd vergiftet. Das Tier wand sich in Krämpfen. Auch der herbeigerufene Tierarzt nicht mehr verhindern, dass es starb.

Angriffe auf Tiere spielten im Tagesgeschehen fast keine Rolle, heißt es auch bei der Polizeidirektion Chemnitz. Von den 56 Fällen 2016 seien drei Viertel aufgeklärt worden. Im Jahr zuvor waren es ebenfalls 56 und 2014 genau 62 Ermittlungen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz.

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