Unsere Autorin Nora Stankewitz ist neu im Hundebusiness. Seit einem Jahr wird sie auf Schritt und Tritt – das ist wörtlich gemeint – von ihrem Magyar-Vizsla-Rüden begleitet. Wie es ist, mit dem ersten Hund in eine Hundeschule zu gehen und was ihre bisherigen drei wichtigsten Learnings sind, erfahrt ihr hier.
Als Welpe Schorsch bei uns einzog, war meinem Mann und mir klar: Wir gehen mit unserem Welpen in eine Hundeschule. Bei uns in Dresden ist die Suche nach Hundeschulen mit plus-minus zehn Anbietern überschaubar. Wir haben uns für jene entschieden, für die wir auch schon persönliche Empfehlungen bekommen haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir nicht auch gerne ein „Oh nein“, „Puh“ oder ein erschrockenes „Wirklich?!“ von anderen Frauchen und Herrchen aus unserer Hood hören würden.
Denn das Problem ist, das wir Menschen mit Hunden dazu neigen, Anweisungen, Hilfe und auch mal Kritik an unserem Umgang mit dem Hund persönlich zu nehmen. Da wird dann gerne die gesamte Hundeschule mit fieser Mundpropaganda und wütenden Google-Bewertungen abgestraft. Einfach, weil Frauchen sich angegriffen fühlt, wenn der Hundetrainer ihr etwas beibringen möchte. Ein bisschen paradox ist dieses Verhalten schon, denn das Wort Schule impliziert ja schon, dass es dort ums Lernen geht. Dazu aber unten mehr.
Learning 1: Welpenspielgruppen sinnvoll nutzen
Wir haben uns also todesmutig ins Abenteuer Hundeschule gestürzt und seit Schorschis viertem Lebensmonat die Welpenspielstunde besucht. Diese Stunden waren aus mehrerlei Hinsicht sehr lehrreich für uns.
Eine Welpenstunde lief meist so ab: Die kleinen Dinger sollen erst einmal zur Ruhe kommen, eine kleine Gehorsamsübung absolvieren und dürfen dann eine Runde mit den anderen Welpen spielen, um am Ende wieder zur Ruhe zu kommen. Ganz nebenbei erlernen die Welpen, ein akzeptables Verhalten unter Hunden an den Tag zu legen.
Überschreitet ein Welpe die Grenzen zum Beispiel durch zu heftiges Raufen vollkommen, greift der „Polizeihund“ ein. Er ist der ausgebildete Hund des Trainers und gibt dem Welpen zu verstehen, wie er sich in der Gruppe zu verhalten hat. Für uns war dieses Konzept sehr schlüssig, und bis heute hat sich das bezahlt gemacht. Denn wir haben einen sehr verträglichen Rüden an unserer Seite.
Das Praktische an den Welpenspielstunden war, dass wir als Hundehalter genug Zeit hatten, um uns andere Mensch-Hund-Teams anzuschauen. Daraus haben wir sehr viel gelernt. Sowohl Dinge, die wir übernehmen wollten, wie auch Verhaltensweisen, die wir unbedingt vermeiden wollten.
War der Benefit für unseren Vizsla-Welpen, andere Hunde zu treffen und wirklich Spaß zu haben, ging es für uns darum, herauszufinden, wie wir die Beziehung zu unserem ersten Hund gestalten wollen. Denn bei sich selbst lassen sich wichtige Dinge wie Stimmlage, Körperhaltung und die entsprechende Reaktion des Hundes im Eifer des Gefechts nicht so genau beobachten und analysieren. Wir haben daraus viel für den eigenen Umgang mit unserem Hund ableiten und lernen können.
Mein Fazit: Nutzt die Welpenspielstunden nicht nur für euren Welpen. Schaut euch um, beobachtet andere Hundebesitzer und ihre Welpen. Was gefällt euch im Umgang, was nicht? Worauf reagiert der Hund wie. Könnt ihr euch das erklären? Belest euch zu diesen gesehenen Situationen und befragt den Hundetrainer dazu.
Learning 2: Hundeerziehung findet immer statt
Auch diesen Aspekt hatten wir uns zwar schon vielfach angelesen, bevor der Hund bei uns einzog, doch auch hierzu konnten wir in der Hundeschule viel lernen. Es scheint, der Irrglaube, Training in der Hundeschule reiche, ist weit verbreitet. Auch in unserer Hood sieht man eher selten Hundebesitzer, die aktiv mit ihrem Hund üben. Viele gehen zwar in eine Hundeschule, was wirklich toll ist, aber das reicht bei Weitem nicht aus. Ich möchte hier den Hundetrainer aus den Welpenstunden zitieren: Aus jedem Kontakt zwischen Halter und Hund nimmt der Hund etwas mit.
Wenn also der Hund an sechs Tagen die Woche Laissez-Faire-Programm hat und dann einmal in der Woche eine Stunde lang spuren soll, muss das ziemlich verwirrend für so einen Vierbeiner sein. Kein Wunder also, wenn’s nicht so richtig hinhaut in der Hundeschule. Für Schorsch ist die Hundeschule, die wir heute noch einmal in der Woche besuchen, ohnehin eine echte Ausnahmesituation: viele andere Hunde, andere Geräusche, andere Menschen und das lange Stillhalten. Dann kommt es ihm zugute, wenn wir dort Dinge machen, die wir auch nur zu zweit machen: Sitz, Platz, Bleib, Hierher, Schau, Fuß, an der Leine und wie all die schönen Befehle heißen.
Es gibt meinem Hund Sicherheit, wenn nicht plötzlich alles anders ist. Der Unterschied für ihn liegt dann „nur“ darin, dass auch andere Hund-Mensch-Teams da sind. Das ist stressig genug für so ein Wesen. Stellt euch einmal vor, ihr müsstet auf einmal vor zehn anderen Menschen, Kunststücke vorführen, die ihr fast nie geübt habt.
Ich versuche, mit meinem Hund konsequent-fair umzugehen und mein Verhalten für ihn durchschaubar zu machen. Natürlich gelingt das nicht immer. Aber es hilft meinem Hund nicht, wenn ich ihn heute auf die Couch lasse und morgen nicht. Es hilft ihm auch nicht, wenn er unter der Woche alles tun und lassen kann und wenn am Wochenende Besuch da ist, soll er sich einfach mal ruhig verhalten. So etwas versteht ein Hund nicht. Er begreift solch ein Verhalten dann irgendwann als Bestrafung, nur weiß er nicht wofür.
Mein Fazit: Erzieht euren Hund. Immer. Nicht nur in der Hundeschule. Erzieht ihn so, dass er zu eurem Leben passt. Aus jedem Kontakt mit euch lernt der Hund. Seid ihr gern mal mit dem Bus unterwegs? Dann bringt ihm das Haltestelle für Haltestelle bei – ohne Druck. Bis ihr mal an einem echten Ziel ankommt, kann es dauern. Verlangt nicht, dass er das einfach mal so kann. Bekommt ihr gerne Besuch? Dann bringt ihm auch ohne Besuch bei, dass ihr ruhiges Verhalten toll findet. Wollt ihr den Hund mit in die Stadt nehmen? Dann zeigt ihm Schritt für Schritt, dass er an der Leine bei euch gut aufgehoben ist, bevor ihr ihn in die Fußgängerzone mitnehmt.
Learning 3: Der Hundetrainer ist auch nur ein Mensch
Wie oben schon kurz erwähnt, ist es für viele Halter ungewöhnlich, von einem Hundetrainer direkte Anweisungen zu bekommen. „Der Hund soll ja was lernen und nicht ich.“ Schnell werden die Korrekturen am Menschen persönlich genommen, und Frauchen und Herrchen ziehen beleidigt ab, noch eben eine schlechte Bewertung abgeben und aus ist das Abenteuer Hundeerziehung.
Das ist ziemlich schade, denn wenn man erst einmal angenommen hat, dass man es selbst sein wird, der dort lernt, stellen sich die Erfolge mit dem Hund sehr schnell ein. So war das bei Schorsch und mir zumindest.
Nun muss jeder selbst entscheiden, von wem man sich etwas beibringen lassen will und von wem nicht. Ich habe akzeptiert, dass es Trainer in meiner Hundeschule gibt, die eindeutig besser mit Tieren können als mit Menschen. Solange ich dort das lerne, was ich für meinen Hund und mich brauche, kann ich auch mal mit einem nicht ganz so sanften Umgang leben. Mich überzeugt da eher die Kompetenz im Umgang mit den Hunden.
Und wer nicht zufrieden ist, sollte sich überlegen, warum. Stößt man ganz innen auf eine getroffene Eitelkeit, lohnt sich ein Wechsel der Hundeschule vielleicht nicht, denn die wird höchst wahrscheinlich auch bei einem anderen Trainer schnell verletzt sein. Lieber einmal drüberstehen und etwas Gutes für den Hund tun. Und der Hundetrainer ist eben auch nur ein Mensch.
Mein Fazit: In der Hundeschule lernt der Mensch, wie er den Umgang mit seinem Hund gestalten kann. Bin ich aufmerksam und lerne fleißig, wird mein Hund meinen Lernerfolg mit gewünschtem Verhalten goutieren.
Simple as fuck.